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Computer, Handy, Lampe – blaues Kunstlicht aus LEDs begleitet uns inzwischen den ganzen Tag über. Die energiereichen Wellenlängen tun dem Auge auf Dauer nicht gut, warnen Forscher. Aber man kann sich schützen. Von Christian Gruber

Quelle: RHEINPFALZ.de: Blaues LED-Licht ist überall – und nicht gut für die Augen

KAN das sein?     Soeben erreichte mich die Nachricht KAN-Positionspapier zum Thema künstliche, biologisch wirksame Beleuchtung in der Normung verabschiedet Da KAN (= Kommission Arbeitsschutz und Normung) mit den Stimmen der Sozialpartner die Meinung über Gegenstände sagen darf, die genormt werden sollen, hat deren Wort Gewicht, vor allem, wenn es um Sicherheit und Gesundheit bei …

Quelle: KAN-Positionspapier zum Thema künstliche, biologisch wirksame Beleuchtung – Licht und Gesundheit

Am Ende dieses Blogbeitrages schreibt Dr. A. E. Çakır:

„Leider, leider hat die Sache einen Haken: Auch die heute installierte Beleuchtung ist biologisch wirksam. Leider nicht immer zum Wohle des Menschen. Was machen wir damit? Merkeln?“

Eine effektivere Möglichkeit ist das Tragen von Brillen, die die kurzwelligen Spektralanteile herausfiltern. Ursprünglich als Schutzbrillen für die Bildschirmarbeit entwickelt, eignen sich solche Filterbrillen auch für Menschen, die sich durch die erhöhten Blauanteile im Kunstlicht am Arbeitsplatz gestört oder beeinträchtigt fühlen.

Quelle: Beleuchtung – KAN Kommission Arbeitsschutz und Normung

Künstliche, biologisch wirksame Beleuchtung ist ein Thema, das von vielen Herstellern in den letzten Jahren intensiv bearbeitet wurde. Gerade auch auf Normungsebene gab es Bestrebungen, die biologische Wirksamkeit von Kunstlicht als ein wesentliches Qualitätsmerkmal zu etablieren. Bekanntlich reduziert die Industrie die biologische Wirksamkeit von Kunstlicht auf die Erhöhung des Blauanteils.

Nun ist aktuell ein Positionspapier veröffentlicht worden, das diese Bemühungen der Industrie in Frage stellt, denn „aus Sicht der Kommission Arbeitsschutz und Normung (KAN)

  • müssen Störungen des circadianen Rhythmus des Menschen durch künstliche, biologisch wirksame Beleuchtung vermieden werden;
  • bestehen keine ausreichend gesicherten Erkenntnisse im Bereich künstlicher, biologisch wirksamer Beleuchtung, um Anforderungen an die Planung festlegen zu können;
  • sind im Bereich künstlicher, biologisch wirksamer Beleuchtung im Wesentlichen Belange des betrieblichen Arbeitsschutzes betroffen;“

ERGO „ist daher Normung im Bereich „Anforderungen oder Empfehlungen für die Planung und den Betrieb künstlicher, biologisch wirksamer Beleuchtung an Arbeitsplätzen“ aktuell nicht sinnvoll und außerdem nicht zulässig;

Hier kann das vollständige Positionspapier als pdf heruntergeladen werden.

Wenn Sie sich das Positionspapier durchlesen, können Sie überall dort, wo „künstliche, biologisch wirksame Beleuchtung“ steht, stattdessen „mit erhöhten Blauanteilen angereichertes Kunstlicht“ einsetzen…
Ein Aspekt, der in diesem Kontext zukünftig eine Rolle spielen könnte, ist die Frage, ob die Vermarktung von Lampen und Beleuchtungsanlagen für die Allgemeinbeleuchtung, die einen Effekt auf den Hormonhaushalt des Menschen (z.B. in Form von Melatonin-Suppression) haben, nicht einen Verstoss gegen geltende Bestimmungen darstellt:
Im Sinne der Richtlinie 93/42/EWG sind nämlich Vorrichtungen, die einen physiologischen Vorgang im Menschen verändern, als Medizinprodukte einzustufen. Wenn ein Hersteller von Lampen oder Leuchten daher die Unterdrückung eines Hormons (Melatonin) als Zweckbestimmung anführt (biologisch wirksam…; human centric lighting usw.), muss dieses Produkt als Medizinprodukt gekennzeichnet und geprüft sein. Dazu gehört dann z.B. eine Einstufung in eine Risikoklasse, vor dem Inverkehrbringen sind umfangreiche Prüfungen durchzuführen, es sind Indikationen sowie Kontraindikationen anzugeben etc.

Solche Produkte wären demnach Therapeutika und haben im Bereich der Allgemeinbeleuchtung nichts verloren, denn Therapien sollten erst nach einer Diagnose stattfinden. Auch müssen Therapien individualisiert durchgeführt werden, denn Gruppenbehandlungen sind hier ethisch nicht vertretbar.

Lebensbereiche, die allen Menschen zugänglich sind, sollten daher nicht so beleuchtet werden, dass sie besonders hohe biologische Effekte zeitigen, sondern eher in einer Weise, dass sich das Licht durch eine möglichst weitgehende biologische Neutralität auszeichnet.

Bildschirme und Co.: LED-Licht raubt den Schlaf.

Dass die LED kein vollwertiger Ersatz für eine thermische Lichtquelle wie die Glühlampe sein kann, ist aus physikalischer Sicht sowie aus lichtbiologischer Sicht evident. Allerdings bewerten Physik und Biologie die Unterschiede anders: Während der Wärmeanteil, der ein Licht erst natürlich werden lässt (Sonne und Feuer strahlen eine Allianz aus Wärme und Licht ab), von Physikern als Abfallstrahlung angesehen wird, bewertet die Biologie die Wärme gänzlich anders. Gerade für uns Menschen, wie auch für alle anderen Säugetiere, ist der Wärmehaushalt von höchster Wichtigkeit. Die modernen Lichtquellen, allen voran die LED, wurden dieses Wärmeanteils beraubt, woraus eine unterschiedliche Wirkung resultiert. Ein Nebeneffekt der Entfernung langwelliger Anteile im Spektrum ist die Betonung der kurzwelligen Anteile. Damit wiederum gehen die Probleme einher, die in diesem Artikel angesprochen werden – kurzwelliges Licht eignet sich nicht für die gesunde Beleuchtung am Abend und in der Nacht. Jedoch haben viele LEDs noch weitere Problemzonen – mehr dazu in dem Dokument „LED-Licht für die Allgemeinbeleuchtung – Wunderlampe oder Trojanisches Pferd?“, das durch Anclicken heruntergeladen werden kann…

scinexx | Physik-Nobelpreis für die blaue LED: Drei japanische Forscher erfanden die Voraussetzung für weißes LED-Licht – Physik-Nobelpreis, LED, blaues Licht – Physik-Nobelpreis, LED, blaues Licht, Halbleiter, Galliumnitrid, Nobelpreis, Physik, Elektronik, Eleketronen.

Ein Problem mit den LEDs könnte sein, dass man versucht, alle Beleuchtungsaufgaben damit zu lösen. Das wäre so ähnlich wie Fahrräder und Autos abzuschaffen, nur weil man das Flugzeug erfunden hat.

Mit Röntgenstrahlen gegen Makuladegeneration | NDR.de – Ratgeber – Gesundheit.

Da frage ich mich doch, ob präventive Maßnahmen nicht besser wären…

Ok, das ist eigentlich eine rhetorische Frage, natürlich ist vorsorgen besser als heilen, schon klar…

Solange aber mögliche Ursachen außer Acht gelassen werden, ist es oft schwierig, die richtigen Präventivmaßnahmen zu ergreifen: Bis heute sind die meisten (Augen-)Ärzte davon überzeugt, dass Kunstlicht zu schwach ist, um die Netzhaut schädigen zu können. Nur Sonnenlicht sei stark genug, um an der Entstehung der Makuladegeneration beteiligt sein zu können, neben genetischen und weiteren unbekannten Faktoren bzw. Stoffwechselstörungen. Daraus folgt, dass Schutzmaßnahmen gegenüber Kunstlicht aus Sicht dieser Experten überflüssig sind. (Mir ist sogar ein Fall bekannt, wo ein namhafter Professor und Chefarzt einer Augenklinik einen Patienten (Angestellter bei einer großen Computerfirma) mit früh eingetretener Makuladegeneration (mit 40 Jahren) auf die Frage, ob das denn mit der vielen Bildschirmarbeit zusammenhängen könne, erbost hinausgeworfen hat, und zwar mit den Worten, er müsse sich in seiner Position solch hanebüchenen Unsinn nicht anhören…)

Seit ca. 40 Jahren erkennt man jedoch immer klarer, dass bestimmte Lichtanteile, die die Netzhaut erreichen, wesentlich aggressiver sind als andere: Blaues, indigofarbenes und violettes Licht am kurzwelligen Ende des Regenbogenspektrums haben genügend Energie, um in den Zellen der Netzhaut so genannte Sauerstoffradikale zu erzeugen. Dabei handelt es sich um sehr aggressive Moleküle, die empfindliche Zellbestandteile, z.B. Zellmembranen oder Mitochondrien, nachhaltig zu schädigen. Wenn der Schaden reparabel ist, benötigt die betroffene Zelle in jedem Fall mehr Energie, um die Reparaturvorgänge durchzuführen.

Bis heute relativ gut erforscht sind die Blaulichtschäden, die man auch durch Kunstlicht erzeugen kann – allerdings beziehen sich die Erkenntnisse auf Zell- oder Tierversuche und können daher nicht direkt auf den Menschen übertragen werden. Bei den Blaulichtschäden (Blue Light Hazard) werden allerdings meistens die akuten Schäden betrachtet, die bei starkem Licht auftreten können. Hier wird sich die zukünftige Forschung auch vermehrt den chronischen Blaulichtschäden der Netzhaut zuwenden müssen, die vermutlich bei wesentlich geringeren Lichtstärken auftreten können. Neuere Untersuchungen diskutieren sogar, ob die Schwellenwerte, die man bisher als sicher gehalten hatte, nicht um den Faktor 10 bis 100!!! zu großzügig angesetzt waren…

Was noch kaum erforscht ist, ist die Balance zwischen schädigenden Blaulichtanteilen und den langwelligen Anteilen im Rot und Nahinfrarotbereich, die in der Lage sind, die Reparaturvorgänge zu beschleunigen. Im Sonnenlicht (und Glühlicht) sind kurzwellige und langwellige Spektralanteile gut ausbalanciert, sodass für jedes kurzwellige Lichtquant auch langwellige Lichtquanten vorhanden sind, die dessen negative Wirkungen in gewissem Umfang ausgleichen können.

Moderne Lichtquellen (Entladungslampen, Weißlicht-LEDs) weisen kein balanciertes Spektrum auf: Die kurzwelligen Anteile sind stärker vorhanden, wohingegen langwelliges Rot und Nahinfrarotstrahlung fehlen. Damit verschiebt sich das Gleichgewicht in Richtung oxidativer Zellschädigung, ohne dass dem im regenerativen Bereich etwas entgegenstünde. Wenn die Zellschädigung verstärkt wird und gleichzeitig die Reparatur und Regeneration behindert werden, so bedeutet dies eine Weichenstellung in Richtung DEGENERATION.

Nicht-thermische Lichtquellen (Entladungslampen, Weißlicht-LEDs) weisen also Eigenschaften auf, die zumindest theoretisch die Entstehung der Makuladegeneration fördern können, da sie den Zellstress erhöhen und die Reparaturvorgänge behindern. Da es sich um einen Einfluss handelt, der (z.B. am Arbeitsplatz) viele Stunden täglich zur Wirkung kommt, muss man, will man wissenschaftlich korrekt vorgehen, auch nicht-thermische Kunstlichtquellen wie Leuchtstofflampen, LEDs und Hintergrundbeleuchtungen von Bildschirmen als mögliche Risikofaktoren für eine beschleunigte Entwicklung degenerativer Veränderungen der Netzhaut mit einbeziehen.

Epidemiologisch ist es ziemlich schwierig, einen pathogenen Faktor zu identifizieren, der praktisch alle untersuchten Menschen in einem Kollektiv gleichermaßen betrifft, so wie das für Kunstlicht eben gilt. Auch ist es epidemiologisch natürlich nicht einwandfrei, aus einem vermehrten Auftreten einer Erkrankung auf eine einzige Ursache schließen zu wollen. Allerdings haben neueste Untersuchungen zutage gefördert, dass das Eintrittsalter für die Makuladegeneration immer niedriger wird. Nannte man die Erkrankung früher ALTERSBEDINGTE Makuladegeneration (AMD), weil sie meistens bei älteren Menschen auftrat, so ist diese Bezeichnung in immer mehr Fällen heute nicht mehr zutreffend, da auch jüngere Patienten davon betroffen sind. Dabei handelt es sich dann um Bevölkerungsgruppen, die bereits im Kindergarten und in der Schule mit nicht-thermischem Licht konfrontiert waren…

Wer also auf wissenschaftliche Evidenz warten möchte, der kann sich mit der Prävention sicher noch etwas Zeit lassen. Wem hingegen die bereits vorliegenden Erkenntnisse reichen, um eine mögliche Netzhautschädigung durch blaues/kurzwelliges Licht in Betracht zu ziehen (auch wenn dieses nicht von der Sonne, sondern von Kunstlichtquellen mit sehr unnatürlicher Spektralverteilung stammt), kann sofort präventiv tätig werden, indem er z.B. am Bildschirm und am Fernsehgerät den Blauanteil reduziert, im Privathaushalt weiter Glühlampen (und keine LEDs!) einsetzt und in Situationen, wo er keinen Einfluss auf die Art des verwendeten Kunstlichts nehmen kann, eine gelb getönte Blaulicht-Schutzbrille trägt.

Augenerkrankungen – Makuladegeneration, Grauer Star und Glaukom.

Vormerken: Deutschlandfunk SPRECHSTUNDE Beitrag vom 14.10.2014, 10:10 h

Viele Augenkrankheiten sind Volkskrankheiten – hohe Kosten für die Gesellschaft – MEDIZIN ASPEKTE | medizin-aspekte.de.

Hier einige Daten zur altersbedingten Makuladegeneration: 4,5 Millionen Menschen allein in Deutschland sind bereits betroffen! Es gibt immer mehr Hinweise, dass Kunstlicht als pathogenetischer Faktor diskutiert werden sollte. Hier ist es besonders der kurzwellige (blaue) Spektralbereich, der verstärkt bei Quecksilberdampflampen und LEDs vorhanden ist. Als präventive Maßnahme eignet sich die Vermeidung nicht-thermischen Kunstlichts sowie das Tragen von Brillen, die den Blauanteil wirksam eliminieren.

Altersbedingte Makuladegeneration tritt viel früher auf als bisher angenommen!.

Korb CA et al. Prevalence of age-related macular degeneration in a large European cohort: Results from the population-based Gutenberg Health Study. Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol. 2014 Feb 25. [Epub ahead of print]

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AUGE

Zu diesem Thema ein Text von 2013, erschienen in LUXLUMINA, dem Schweizer Fachmagazin über Lichtdesign und Lichtplanung.:

 

Gibt es gesundes Kunstlicht?

von Alexander Wunsch

Einleitung
Die Welt der künstlichen Beleuchtung befindet sich in einem Umbruch, wie er stärker kaum vorstellbar ist. Die LED scheint die Lösung aller Beleuchtungsprobleme zu sein, seit die Allgebrauchsglühlampe ausgephast wurde und die Giftstoffproblematik der Energiesparlampen zunehmend in den Fokus der Kritik geraten ist. Die grundlegenden Änderungen in der Welt des Kunstlichts haben als wichtigste Triebfeder die Energieeffizienz. Ist die LED wirklich die Super-Lichtquelle, für die sie gehalten wird? Kann sie in der Lichtqualität mit ihren Vorgängerinnen mithalten? Erzeugt sie eventuell sogar ein wirklich gesundes Kunstlicht oder ist doch eher Vorsicht angebracht?

Biokompatibles Licht
Um die Fragen nach der biologischen Verträglichkeit von Kunstlicht zu beantworten, ist es nötig, eine Reihe von Lichtparametern zu betrachten, die bislang in der Lichttechnik höchstens ein Schattendasein führen und in den Normenwerken keine Berücksichtigung finden. Zweifelsohne sind gute Weißlicht-LED einer Glühlampe in puncto Lebensdauer, Robustheit und Energieeffizienz zunächst überlegen. Was aber ist mit der Farbwiedergabe, dem Lichtflimmern, elektromagnetischer Störstrahlung durch digitale Vorschaltgeräte und natürlichem Spektralverlauf? Was hat es mit der biologischen Wirkung dieses neuartigen Kunstlichts ohne Wärmeanteil auf sich?

Was ist Lichtqualität?
Lichttechnik und Lichtbiologie haben unterschiedliche Herangehensweisen an den Faktor Lichtqualität. Die Lichttechnik unterteilt den Bereich des optischen Spektrums in einzelne Abschnitte und betrachtet diese getrennt voneinander in Form von Wirkspektren, z.B. für die Vitamin D-Bildung (UVB), den Sehvorgang (380 nm bis 780 nm) oder für die Wärmetherapie (Infrarot). Für jeden Einsatzbereich gibt es andere Lichtquellen, die auf Energieeffizienz und möglichst genaues Abdecken des jeweiligen Wirkungsbereiches getrimmt werden. Die „Qualität“ der jeweiligen Lichtquelle wird dann anhand weniger lichttechnischer Parameter ermittelt. Die Photobiologie (oder Lichtbiologie) sollte eigentlich einen anderen Weg wählen und neben der Definition einzelner Wirkspektren auch die jeweiligen Abschnitte in ihrem Zusammenwirken untersuchen, denn das Licht der Sonne ist aus einem charakteristischen Gemisch vieler Wirkbereiche zusammengesetzt, die sich teilweise in ihrer biologischen Wirkung verstärken oder kompensieren – auch hier ist das Ganze mehr als die Summe seiner Teile. Die Lichttechnik hat sich im letzten Jahrzehnt das Thema „Licht und Gesundheit“ auf die Fahnen geschrieben und bei zahlreichen Kongressen für sich beansprucht. Bevor sie dem Anspruch jedoch gerecht werden kann, Lichtquellen zu konstruieren, die der Gesundheit zuträglich sind, muss sie sich erst von ihrer monokausalen Betrachtungsweise verabschieden und die Synergien berücksichtigen, die das Sonnenlicht (aber auch die Abwesenheit von Licht) in biologischen Systemen bewirkt.

Biologische Verträglichkeit von Licht
Die Frage nach der biologischen Verträglichkeit sowie Toxizität von Licht kam bereits in der Antike auf (z.B. Lukrez, 1. Jahrh. v. Chr.). Damals war es in erster Linie das Sonnenlicht, das im Mittelpunkt des Interesses stand. In der heutigen Zeit verbringen die Menschen über 90 % ihrer Lebenszeit in geschlossenen Räumen, womit das künstlich erzeugte Licht den wichtigsten Strahlungseinfluss darstellt. Moderne Kunstlichtquellen unterscheiden sich in ihrer Spektralcharakteristik grundlegend von natürlichen Lichtquellen. Alle natürlichen Lichtquellen (Glühwürmchen ausgenommen) folgen in ihrer Spektralverteilung dem Planckschen Kurvenzug, sie sind thermische Lichtquellen, deren Strahlungsgemisch die natürliche Allianz von Helligkeit und Wärme repräsentiert. Modernes Kunstlicht (sowie durch Fenster gefiltertes Tageslicht) hingegen weist zumeist eine nicht-thermische Strahlungscharakteristik auf, da das Energieeffizienzbestreben zu einer Eliminierung der Infrarot-Anteile führt, die in der Lichttechnik lediglich als Abfallstrahlung verstanden werden. Mit jeder neuen Kunstlichtquelle, die sich in ihrer Spektralverteilung so grundsätzlich von natürlichem Licht unterscheidet, muss eigentlich die Frage nach der biologischen Verträglichkeit erneut gestellt und eine befriedigende Antwort gefunden werden, insbesondere wenn man davon ausgeht, dass sich das Auge und Gesamtorganismus im Laufe der Evolution an die natürliche Strahlungsumgebung optimal adaptiert haben. In dieser zentralen Frage herrscht zwischen Lichttechnik und Lichtbiologie jedoch kein Konsens. Die Ingenieure fordern einen Beweis für die Aussage, der Mensch sei in seinen Lichtreaktionen an thermische Lichtquellen adaptiert. Dieser ist zwar wissenschaftlich kaum zu erbringen, dennoch haben die Lichtphysiologen gewichtige Argumente dafür, dass eine derartige Anpassung im Laufe der Evolution doch stattgefunden hat:

1. Die Empfindlichkeitskurve des menschlichen Auges für das photopische Sehen gipfelt im selben Wellenlängenbereich, in dem unser Zentralgestirn die stärkste Abstrahlung aufweist (ca. 555 nm).
2. Das Licht einer Kerze (ca. 2100 K) liegt in der Farbwiedergabe (CRI = 99) quasi dort, wo auch das Sonnenlicht (6500 K) gemessen wird (CRI = 100). Die Glühlampe (ca. 2700 K) stellt zwar eine Kunstlichtquelle dar, erzeugt aber ebenfalls ein natürliches Spektrum mit exzellenter Farbwiedergabe (CRI = 100). Praktisch alle Planckschen Strahler weisen über einen weiten Temperaturbereich eine exzellente Farbwiedergabe auf, die bisher von nicht-thermischen Strahlern nur in Sonderfällen erreicht wird.

Reduktion auf Wirkspektren
Die Lichttechnik betrachtet bei Licht für die Allgemeinbeleuchtung nur den Wellenlängenabschnitt zwischen 380 nm und 780 nm. Dies ist auch der Spektralbereich, der die Grundlage für die Energieeffizienzbetrachtung darstellt. Lichtwirkungen durch Ultraviolett sowie Infrarot werden hier von der Bewertung ausgeschlossen. Das Sonnenspektrum hingegen reicht vom kurzwelligen UV bis in den Infrarotbereich, wobei der Nahinfrarot-Anteil (700 nm – 1500 nm) über 40% der gesamten Strahlungsenergie ausmacht. Findet der Sehvorgang unter dem Einfluss natürlichen Lichtes statt, wirkt speziell im Nahinfrarot ein deutlich breitbandigeres Spektrum auf die Netzhaut ein als bei nicht-thermischer künstlicher Beleuchtung, die meistens keine längerwellige Strahlung als 630 nm aufweist. Die Ausgewogenheit von kurzwelligen und langwelligen Strahlungsanteilen ist insofern bedeutsam, dass sich die Wirkungen teilweise kompensieren: Kurzwelliges Licht stellt für Zellen einen Stressfaktor dar, der z.B. mit der Bildung von Sauerstoffradikalen einhergeht, wohingegen langwelliges Licht \> 630 nm zur Zellregeneration beiträgt und der negativen Wirkung von Sauerstoffradikalen entgegenwirken kann.

Nicht-thermisches Licht und Auge
Die Stelle des schärfsten Sehens in der Netzhaut (Makula lutea) befindet sich permanent in einem Zustand physiologischer Ischämie (Minderdurchblutung), da sie nicht direkt über Blutgefäße, sondern nur durch Diffusion versorgt wird. Dies ist bemerkenswert, da die Stoffwechselanforderungen hier sogar besonders hoch sind. Der funktionierende Stoffaustausch zwischen Photorezeptoren, Müllerzellen und retinalem Pigmentepithel ist nicht nur Grundvoraussetzung für den eigentlichen Sehvorgang, sondern auch für den lebenslangen Erhalt der komplexen Zellfunktionen und gutes Sehvermögen bis ins hohe Alter. Bei thermischen Lichtquellen, also Feuer, Glühlampe oder ungefiltertem Tageslicht, sorgt der immer vorhandene Nahinfrarot-Anteil für eine verstärkte Diffusion in der Stelle des schärfsten Sehens: Nahinfrarot-Strahlung versetzt die Wassermoleküle im Gewebe in eine Vibrationsbewegung, was den Stoffaustausch erleichtert, ähnlich, wie sich ein Stück Kandiszucker schneller auflöst, wenn man den Tee umrührt. Trifft aber das nicht-thermische Licht einer weißen LED auf die Netzhaut, so sind zum einen selbst bei Warmton-Exemplaren erhebliche Blauanteile im Spektrum vorhanden, die zu vermehrtem Zellstress in der Netzhaut führen – andererseits fehlen die regenerierenden langwelligen Rotanteile sowie der diffusionsverstärkende Nahinfrarotanteil. Die Blauanteile im Licht einer weißen LED reichen zwar meist nicht aus, im Auge eine akute Blaulichtschädigung hervorzurufen (Blue Light Hazard), können aber durchaus langfristig zu einer chronischen Blaulichtschädigung führen. Diese langfristige Schädigung der Netzhaut durch nicht-thermische Lichtquellen (also LED und Leuchtstofflampen) müsste eine andere Bezeichnung erhalten, z.B. Blue Light Impairment, um den Unterschied zwischen akuter Schädigung und chronischer Beeinträchtigung deutlich zu machen. Soweit ist die Augenheilkunde jedoch noch nicht, denn die meisten Augenärzte gehen noch davon aus, dass die wichtigste degenerative Augenerkrankung der heutigen Zeit, die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) höchstens durch Sonnenlicht, nicht aber durch Kunstlicht in der Entstehung begünstigt werden kann.

Ausblick
In erster Linie die europäische Lichtindustrie wehrt sich seit Jahrzehnten, die Fragestellung chronischer Gesundheitsbelastung durch Kunstlichtquellen systematisch und kritisch zu untersuchen. Während dem Problem der Blaulichtbelastung dieses Jahr in Japan ein ganzer Kongress gewidmet wurde, versucht die europäische Lichtindustrie, gerade diesen Blaulichtanteil als biologisch wertvoll zu klassifizieren und in die Normenwerke zu verankern. Die Unterdrückung des Regenerationshormons Melatonin wird als positiv und wünschenswert dargestellt und soll zum Qualitätsmerkmal „gesunden Kunstlichts“ erhoben werden. Nicht-thermische Lichtquellen leisten genau das: Sie weisen einen erhöhten Blauanteil auf. Man braucht also das Produkt nicht an die Anforderungen anpassen, sondern man passt die Normen an die Produkteigenschaften an. In Asien geht man einen anderen Weg: Patentrecherchen ergeben eine interessante Aktivität in die Richtung, wie man Bildschirme und energieeffiziente Lichtquellen so verbessern kann, dass sie den biologischen Erfordernissen gerecht werden und weder Hormonsystem noch Auge unnötigen Belastungen aussetzen. Aber es gibt auch Hoffnung für Europa: Die französische Gesundheitsbehörde ANSES hat 2011 einen umfangreichen Bericht verfasst und veröffentlicht, der davon abrät, LED-Licht im Privathaushalt einzusetzen und vor allem nicht dort, wo sich Kinder aufhalten. Diese haben eine für kurzwelliges Licht noch vollständig durchlässige Augenlinse und könnten daher bei frühzeitiger Belastung mit blaulichtverstärkten Lichtquellen ein erhöhtes Risiko tragen, frühzeitig eine Makuladegeneration zu entwickeln.

Literatur:
Behar-Cohen, F., et al., Light-emitting diodes (LED) for domestic lighting: Any risks for the eye?, Progress in Retinal and Eye Research (2011), doi:10.1016/j.preteyeres.2011.04.002

Hier wieder einmal ein Link von unserem Schweizer Korrespondenten Maurizio Bacciocchi:

20 Minuten – Machen Energiesparlampen blind? – News.

Die Bedenken, die hier thematisiert werden, beziehen sich, sieht man von der Quecksilberthematik ab, natürlich auch auf die allermeisten LEDs. Sowohl LEDs als auch Energiesparlampen auf Quecksilberbasis sind nicht-thermische Strahlungsquellen, die systembedingt erhöhte Blauanteile abgeben. Diese Blauanteile erhöhen den oxidativen Stress in Haut und Netzhaut und können so zur Entstehung degenerativer Prozesse beitragen. Da bei allen nicht-thermischen Lichtquellen der Anteil der Strahlung, der für die Regeneration des Gewebes verantwortlich ist, fehlt, werden die degenerativen Vorgänge noch zusätzlich verstärkt.

Hier kann ein PDF heruntergeladen werden, das im Nachgang zu einem Vortrag mit dem Titel „LED-Licht für die Allgemeinbeleuchtung: Wunderlampe oder Trojanisches Pferd?“ als Zusammenfassung erstellt wurde.