Archive for September, 2011

Herbstanfang 2011

HERBSTGEDANKEN IM AFFEKT

Heute ist der 1. September 2011. Dieses Datum markiert nicht nur den diesjährigen meteorologischen Herbstanfang.

Aus meiner Sicht ist heute auch der Herbst der künstlichen Beleuchtung angebrochen. Ab jetzt dürfen auch keine 60 Watt-Glühlampen mehr in den Handel gebracht werden. Der warme Sommer ist vorbei, so auch die Zeit des wärmenden Lichtes. Der Stoffwechsel aller Lebewesen muss jetzt auf den kommenden Winter vorbereitet werden…

Die Katze ist jetzt außerdem aus dem Sack, denn die Beleuchtungsindustrie hat den Beginn des glühlampen-reduzierten Zeitalters mit einer kräftigen Preiserhöhung von 25% eingeläutet.

Erst verschleudern, dann vergolden!

Zuerst wurde an den Hamsterkäufen von Glühlampenbefürwortern kräftig verdient, denn die Lager konnten geleert werden, der eBay-Handel mit Glühlampen blüht – übrigens auch weiterhin! Ungeklärt ist noch das Strafmaß für den Glühlampen-Kleindealer von morgen sowie die Grenze für Eigenbedarf. Vorsicht, bei schwerwiegenden Verstößen droht mehrmonatiger Umerziehungsaufenthalt in Quecksilber-Lichtfarmen!!! (Wer hier an „Lichtkäfige nach Höfling“ denkt, kennt auch noch Prof. Dr. med. Fritz Hollwich, den von der Lichtindustrie meistgeschmähten Lichtforscher der Nachkriegszeit, der Neon-Ära. Basierend auf seinen Untersuchungen wurde schließlich die Praxis wieder verlassen, fensterlose Schulen zu bauen…)

Erleuchtende Politik?

Vor der letzten Bundestagswahl haben die Politiker so genannte „Energiesparlampen“ verschenkt, ohne jedoch einen Warnhinweis beizufügen, was die Quecksilberproblematik angeht (Sicherstellung bei Bruch, sachgerechte Entsorgung). Stillschweigen wurde gewahrt, was weitere mögliche negative Effekte nicht-thermischen Kunstlichts auf Quecksilberbasis für die menschliche Gesundheit anbetraf. Kein Hinweis auf Melatoninunterdrückung oder Cortisolerhöhung, immer nur gebetsmühlenartiges Repetieren von: „Ja, früher war die Farbwiedergabe schlecht und das Licht war stechend, aber jetzt, nach jahrzehntelanger Forschung (nur für Euch) haben wir das Problem beseitigt (= die meisten von Euch merken keinen Unterschied mehr)“ Wer hat es eigentlich bezahlt, als Sigmar Gabriel 5000 Energiesparlampen verschenkt hat, um Wählerstimmen zu gewinnen? Egal – genützt hat es ihm nichts, er war ja auch nicht der einzige. Beim Thema Glühlampenverbot bot die politische Landschaft eine erschreckend undemokratische Kohärenz, egal welche Farbe sich zu Wort gemeldet hat. Als alles in trockenen Tüchern war, die Ausphasungspläne unumkehrbar einbetoniert, hatten die Medien ein Spielfeld, um nach und nach die Unstimmigkeiten ans Licht zu zerren. Und Ende August des Folgejahres das Aufrühren nicht vergessen…

Egal, aus welchem Blickwinkel das Thema vorgeführt wurde, was blieb, war meist die Bestätigung, dass das Glühlampenverbot nicht sinnvoll oder sogar gefährlich ist.

Wie kann es jetzt weiter gehen?

Ich wünsche mir von den offiziellen Stellen eine verbindliche Zusage, dass uns die Halogenglühlampen erhalten bleiben – als Artenschutzmaßnahme oder Weltkulturerbe, egal wie, Hauptsache, dass! Das wünschen sich bestimmt auch andere BürgerInnen, z.B. diejenigen, die sich wegen spürbarer Gesundheitsbeeinträchtigungen besorgt an die zuständigen Bundesämter und Ministerien gewandt hatten. Die stereotype Antwort war dann oft: „Ja, früher war die Farbwiedergabe schlecht und das Licht war stechend, aber jetzt, nach jahrzehntelanger Forschung der Industrie (nur für Euch) wurde das Problem beseitigt (d.h.  die meisten von Euch merken keinen Unterschied mehr)“ – oft hieß es weiter: „und wer von Euch glaubt, dass er immer noch einen Unterschied merkt, dem bleiben ja noch die Halogenlampen, das sind nämlich auch Glühlampen, und die sind ja (noch?) nicht verboten“.

Halogenglühlampen sind jetzt die letzten Verbliebenen ihrer Art, und sie haben viele Vorteile, wenn man sie richtig einsetzt, z.B. in Arbeitsleuchten, bei Badezimmer- und Schlafzimmerbeleuchtung, in der Küche, im Wohnzimmer – und im KINDERZIMMER!

Im Kinderzimmer

Neue französische Publikationen warnen vor LEDs in der Reichweite von Kindern, quecksilberhaltige Energiesparlampen sollen erst recht nicht verwendet werden. Erstens sind sie auch stark blauhaltig und können den optischen Apparat und die Netzhaut beschädigen, der bei Kindern noch sehr blaudurchlässig ist, zweitens können sie zu Inferferenzen mit dem Hormonsystem führen.Vielleicht sogar besonders gravierend bei Pubertierenden???

In diesem Kontext fallen die „Hamburger Schulversuche“ wieder ins Gedächtnis, wo versucht wurde, durch von Lehrern gesteuerte Lichtverhältnise die Schüler kompatibler für die anstehenden Aufgaben zu machen – Quecksilberlicht in allen Facetten statt Ritalin? Brauchte jede Schülerin, jeder Schüler die kollektiven Lichtverhältnisse im Klassenzimmer ohne Entkommen?

Haben sich die Eltern und Lehrer gewehrt? Waren sie umfassend und auch kritisch informiert worden, bevor sie zugestimmt haben? Werden die geplanten Umrüstungen („Tausend Klassenzimmer“) jetzt auch 25% teurer? Die seltenen Erden sind ja sooo teuer geworden!

Aber noch nicht so teuer, dass man sie aus dem Müll wiedergewinnen müsste. Bis die Infrastruktur aufgebaut und eingeschwungen ist, kommt es doch billiger, das Zeug in Fässer zu füllen, die man in einen alten Bergwerksschacht wegschiebt. Sind wir mal nicht so pessimistisch, das ist kein Giftmüll für die zukünftigen Generationen, sondern es handelt sich um zukünftige Schatzgruben, um ein großzügiges Geschenk an eine Zukunft, die gelernt hat, wie  aus dem umweltschädlichen Abfall neue Rohstoffe und sogar Wertstoffe zu schürfen sind, oder?

Quecksilberlicht wurde in der Vergangenheit primär dort eingesetzt, wo es kein Entkommen gab: Kindergarten, Schule, Arbeitsplatz, Bahnhof, Bahnwagen, Flugzeug, Universität, KRANKENHAUS, ALTENHEIM. Jetzt soll es endlich auch in unseren privaten Wohnungen ankommen?! Hätte man sich wehren sollen, wie hätte man sich wehren können? Merkt man noch einen Unterschied, wenn man nichts anderes mehr kennt, wenn man auf synthetisches Kunstlicht konditioniert wurde? Hg-Licht from cradle to grave!?

Wenn vor drei Jahren die damals schon aufgezählten potentiell negativen Gesundheitsfolgen noch bei vielen Experten auf Unverständnis stießen, beschäftigen sich heute immer mehr Menschen mit den Wirkungen von Licht. Aus Laien wurden Experten. Sie erkennen, wie wichtig Lichthygiene für die Gesundheit der BürgerInnen ist. Dass die Glühlampe ein warmes, blauarmes Licht erzeugte, das chronobiologisch neutraler war als das matte Lichtsurrogat der warmtönigsten so genannten Energiesparlampe, hat in der ersten Verbotswelle (100 Watt und alle Mattierten) sogar zu einem Wiederbelebungsversuch der quecksilberfreien Plasmalampe geführt. Allerdings betrachtet heute so mancher diese Technologie als eine Totgeburt, die längst von der LED-Technik überrundet wurde, trotz der Steuergelder, die in die Entwicklung geflossen waren…

Stichwort LED.
Auch hier gilt, wenn wir aus den Fehlern der Vergangenheit nicht lernen wollen, machen wir die Fehler wieder und wieder. Die LED hat heute z.B. großes Potential für chronobiologisch neutrale Nachtbeleuchtung, aber für die Allgemeinbeleuchtung eignet sie sich noch nicht. Was man hier von der LED erwarten kann, hat einer der größten Player am internationalen Lichtmarkt bei der letzten Light&Building in Frankfurt demonstriert: selten wurden Dunkelheit und fahle Farben schlechter inszeniert als damals.

Für mich ist die Glühlampe längst nicht tot – Totgesagte leben länger!

WUNSCHDENKEN
Die Lichtindustrie wird früher oder später den Faden wieder aufnehmen und z.B. das „blackening“ von Halogenglühlampen weiterentwickeln und damit deren Effizienz zu verdoppeln – von ca. 13 % auf über 25%. Irgendwann wird auch die Lichttechnik besser verstehen, warum der Nahinfrarot-Anteil, den die Glühlampe so stark emittiert, für die Physiologie des Sehvorgangs und z.B. auch für die Wundheilung so wichtig ist. Dann wird man berechnen, wie die Energieeffizienz aussieht, wenn man den Spektralbereich von 400 nm bis 1400 nm mit LEDs abdecken will. Man wird zu dem Ergebnis kommen, dass man mindestens fünf oder sechs verschiedene LED-Module miteinander kombinieren muss, um sich annähernd an das Glühlampenspektrum heranzutasten. Man wird die Werte warmen, also nahinfrarothaltigen Lichts in nicht allzu ferner Zukunft ähnlich wertschätzen wie heute eine gute mechanische Armbanduhr aus der Schweiz und neuerdings auch aus Deutschland. Im Zuge der Quarzuhren-Euphorie hatte man diese auch schon für tot erklärt, und heute handelt es sich um eines der begehrtesten Luxusgüter auf dem Mobilien-Markt.

Energieeffizente Niedervolt-Halogenglühlampen, mit Gleichstrom betrieben, geben praktisch keine elektromagnetische Störstrahlung ab. Zwar ist auch beim Elektrosmog die pathophysiologische Relevanz umstritten, wenn man den so genannten Elektrosmog jedoch eliminiert, muss man sich nicht mehr über Grenzwerte streiten!

Dadurch kann man die quecksilberfreie Glühlampe näher an das zu beleuchtende Objekt führen. Halbiert man die Distanz von der Decke bis zur Schreibtischoberfläche, hat man mehr Energie gespart als durch den Austauch mit einer quecksilberhaltigen Kompaktleuchtstofflampe an der Decke, denn hier gilt das Abstand-Quadrat-Gesetz: halber Abstand, vierfache Helligkeit. Eine Vervierfachung der praktischen Energieeffizienz der Glühlampe durch Halbierung des Abstands!!!

Energiespeicher
Die Niederbvolt-Technik hat zudem einen weiteren Vorteil, der in der aktuellen Energiediskussion in Betracht gezogen werden sollte: Gleichstrom kann man im Gegensatz zum Wechselstrom bereits so effizient speichern, das sogar Elektroautos Realität sind. Überschüsse an elektrischer Energie im Netz könnte man dezentral in Akkus mit ferngesteuerten Ladegeräten speichern, die in jedem Haushalt vorhanden wären – bei 40 Millionen Haushalten mit jeweils nur 100 Ah Kapazität entstünde ein stattlicher Puffer, der das eine oder andere Mal das Zuschalten eines weiteren Gaskraftwerkes überflüssig machen würde.
Rechnen Sie einfach selbst nach und freuen sie sich mit mir auf die Erkenntnisse der kommenden Jahre!

Ein Hoch auf die gute alte Glühlampe, die trotz alter Technik nicht abgeschafft, sondern optimiert werden sollte, genau so, wie man dies mit guten Dingen tut – man entwickelt sie weiter. Hätten wir das Rad abgeschafft, bloß weil es eine alte Erfindung ist, bräuchten wir uns um unser heutiges Klima keine Sorgen zu machen – das Automobil hätte es nie gegeben!

LUX AGITAT MOLEM
Licht bewegt die Materie!

 

Empfehlung: Hagen Rether über die Energiesparlampe: